Chemiewerk Bad Köstritz nimmt in Kürze Anlage zur Herstellung von Schwefelsäure und Schwefeldioxid in Betrieb

„Mitte Februar soll sie nun endlich in Betrieb gehen“ sagt Lars Böttcher, Geschäftsführer des Chemiewerkes Bad Köstritz, im Gespräch zum Rück- und Ausblick. Gerade auch im Hinblick auf die extrem gestiegenen Energiekosten zähle jeder Tag. Gemeint ist die neu errichtete Anlage zur Herstellung von Schwefelsäure und Schwefeldioxid.

Eigentlich sollte diese bereits im Juli, August 2021 fertig sein und in ihre Arbeit aufnehmen. Doch dies verzögerte sich coronabedingt, so Böttcher. Entweder es fehlte das Material oder die Firmen mussten uns wegen fehlenden Personals vertrösten. Doch nun sei man auf der Zielgerade. Derzeit werde die Anlage mit Erdgas erhitzt. Hat der Ofen eine Temperatur von 1200 Grad Celsius erreicht, könne auf die Verbrennung von Schwefel umgestellt werden, erklärt der Geschäftsführer.

Diese Anlage ist mit rund 21 Millionen Euro die größte Einzelinvestition seit Jahrzehnten für die Chemiewerk Bad Köstritz GmbH. Nahezu vollautomatisch werden hier nun die für das Chemiewerk zur Produktion von Kieselsäure, Thiosulfaten und Sulfiten benötigten Stoffe Schwefelsäure und Schwefeldioxid hergestellt. Mit der Planung der Anlage hatte man bereits 2018 begonnen.
 

In diesem Jahr – ursprünglich auch schon für 2021 angedacht – plane die Gesellschaft die Fertigstellung der Trocknungsanlage für den Abwasserschlamm. Momentan entsorge das Werk jährlich 12.000 Tonnen feuchten Silikat-Schlamm auf einer Deponie. Mit einem Trockner könnte diesem bis zu 90 Prozent des Wassers entzogen und die Entsorgungsmenge auf 3000 Tonnen jährlich reduziert werden, erklärt Böttcher. Der sogenannte Trommeltrockner ist acht Meter lang und hat einen Durchmesser von etwa 1,20 Meter. Mittels Erdgas könne dieser auf eine Temperatur von 100 bis 800 Grad Celsius beheizt werden. „Durch die Entwässerung des Schlammes können wir Entsorgungskosten sparen. Und wir sind auf der Suche nach einer Verwertungsmöglichkeit für das übrig bleibende Siliziumdioxid. Hier führen wir Gespräche mit einem Düngemittelhersteller und einem Forschungsinstitut“, so Böttcher. „Für vor allem sandige Böden wäre der Stoff ein optimaler Wasserspeicher – Silikate gehören zu den natürlichen Bodenbestandteilen.“

Weitere Maßnahmen, die in diesem Jahr noch anstehen, sind eher kleinere Projekte. So gab es auf der vergangenen Stadtratssitzung unter anderem das Okay für die Umstellung der Hydrogel-Anlage von Salz- auf Schwefelsäure. Die nächste größere Investition soll dann die Erweiterung der Kieselsol-Anlage werden.

Gut ist das Unternehmen in Bad Köstritz bisher durch die Pandemie gekommen, berichtet Böttcher. „Hatten wir in 2020 mit 66 Millionen Euro Umsatz ein Rekordjahr, so konnten wir dies im vergangenen Jahr noch einmal um zehn Prozent toppen. In 2021 verzeichneten wir einen Umsatz von 73 Millionen Euro. Das Ergebnis konnte hier leider nicht Schritt halten, da sich schon im vierten Quartal die stark gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise niederschlugen.“

Zu den Problemen, mit denen derzeit auch das Chemiewerk kämpfen muss, gehören gestörte Lieferketten, verspätete und bis zu zehnfach verteuerte Seefrachten und steigende Energie- und Rohstoffkosten. Ein Punkt, warum sich perspektivisch das Unternehmen auch mit dem Thema Eigenstromerzeugung noch mehr beschäftigen werde.

Personell sei man gut aufgestellt, auch wenn im Chemiewerk Corona seine Spuren hinterlassen habe. Derzeit laufen die Bewerbungsgespräche für die künftigen Lehrlinge. Fünf Chemikanten, ein Laborant/Laborantin und ein Industriemechaniker/-in sollen eingestellt werden. „Bei den Chemikanten und dem Industriemechaniker könnten es mehr Bewerber sein“, sagt Böttcher, der für den September dieses Jahres die verschobene Jubiläumsfeier des Unternehmens – in 2021 stand das 30-jährige Bestehen der GmbH und 190 Jahre Chemiewerk in Bad Köstritz an – als auch einen Tag der offenen Tür plant.

 

Text: Tina Puff, OTZ

Der technische Leier Michael Schanze an der neuen Anlage zur Herstellung von Schwefelsäure und Schwefeldioxid.